Düsseldorf/Istanbul, Oktober 2020. Galerie Anna Laudel präsentiert die Einzelausstellung "Resilience" von der in Berlin lebenden Künstlerin Anke Eilergerhard. Ihr erstes Solo in der Türkei zeigt mehr als 30 ihrer neuen und jüngsten Werke, darunter Skulpturen, Wandreliefs und Siebdrucke. „Resilience“ ist bis zum 27. Dezember 2020 in der Galerie Anna Laudel in Istanbul zu sehen.
Anke Eilergerhard schafft mit ihrer einzigartigen Technik, mit speziell pigmentiertem Polyorganosiloxan (Silikon) und eigens hergestelltem Porzellan, aus traditionsreichen böhmischen und deutschen Manufakturen, raumgreifende Skulpturen, die alle Sinne gleichzeitig verführen. Die farblich fein abgestimmten Silikon-Schichten der Skulpturen türmen sich zu einer waghalsigen Torte, zu einem tollkühnen, luxuriösen Ensemble, zu einer geheimnisvollen Symmetrie, die man nicht sofort erkennt. Die riskanten Balanceakte scheinen die Gesetze der Statik außer Kraft zu setzen. Sie bringen den Raum zum Tanzen. Ihrem zerbrechlichen Material zum Trotz verbinden diese Figuren Resilienz und Resonanz, Elastizität und Widerhall. Die auf den zweiten Blick wohlvertrauten Formen werden in ihren Gesamtobjekten neu interpretiert, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben.
Eilergerhards einzigartige Arbeiten werden weltweit in renommierten Sammlungen, Kunstmessen und im öffentlichen Raum ausgestellt.
RESILIENCE
Die Künstlerin spielt in ihren Werken selbstbewusst mit den Nuancen der funkelnden Farbe ihres Materials, dem Porzellan und den gespritzten opakeren Formen aus Silikon. Mit einem Grenzen ignorierenden Enthusiasmus, mit Ingenium, Witz und Konzeptualismus erkunden Anke Eilergerhards Figuren und Objekte Fläche und Raum, Regel und Zufall – und das Widerspiel von Opulenz und Strenge. Immer gibt es in ihrem plastischem Werk Momente des Absurden, Begegnungen des Unerwarteten, des Trivialen mit dem Kostbaren. Immer gibt es Widersinnigkeiten in den Verrückungen, in den Transplantationen der Materialien. Listig und subversiv siedeln die Dinge zwischen Chaos und Ordnung, zwischen Geometrie und Organischem, zwischen schillerndem Glanz, farbigem Muster oder opaker Monochromie.
In jeder Figur und in ihren traumtänzerischen Konstellationen ergeben sich Schwingungen, Oszillationen zwischen Präzision und Unabwägbarkeit. Wagemutig und ironisch gehen die Skulpturen mit der Tradition – und damit mit Zeit und Ewigkeit.
Anke Eilergerhards Silikon-Faltungen, mit ihren Rüschen und zartfeinen Spitzen setzen ein Spiel mit Öffnung und Füllung, mit Spiegelung und Theatralisierung, mit dem spannenden Werden und die Verspannung dieses Werdens mit dem Raum in Gang: Erfindungen des Barocks, die Anke Eilergerhard neu und unbefangen einsetzt. Auch die gewundene, spiralige Figur, die figura serpentinata, ein Topos des Manierismus, wird in den Arbeiten mit neuer Verve gegenwartstauglich und ebenso die geschmeidige, flexible Figur der Rocaille, die in etlichen mit wagemutigen Farbkontrasten akzentuierten Skulpturen neu interpretiert wird.
Ihre Werkgruppe der „ANNAS“ und andere nie gesehene Silhouetten betreten die Bühne. Sie machen das Sehen zu einem freien Spiel zentrifugaler Kräfte, das Vexierung und den andauernden Aspektwechsel zugleich betreibt und reflektiert, dass sich der Bezauberung öffnet, das altbekannte Dinge neu auftreten lässt in luzider Transformation, in ungeahnter Konstellation.
Bei den üppigen Wandskulpturen CROWNS kann man durchaus an den flapsigen Spruch von „Hinfallen und Aufstehen …“ denken. Sie geben Anlass Wunder fortzuspinnen.
Die wie durch ein Mikroskop vergrößerten POLLEN nehmen Bezug zu Novalis‘ Blüthenstaub-Fragmente auf, die er als literarische Sämereien ausgestreut hat. Wie im wahren Leben schweben sie im Raum.
Die aus poliertem Edelstahl und Silikon gefertigten Skulpturen HIMMLISCHE, die dem Prinzip des Stehaufmännchens folgen, unterminimieren die Alternative des „Entweder-Oder“.
Immer sind in der Betrachtung, der einzelnen Unikate, alle Sinne eingeladen zu einem Fest. Gemeinsam formen sie neue Bilder, fügen den Gegenständen etwas hinzu, lassen das sinnlich-figurative Denken im Assoziationsreichtum der materialen Collagen zur Schöpfung werden. Die Objekte lassen unkonventionell und mit gelindem Schock eigentlich unvereinbare Vokabulare sich im Tortenuniversum begegnen.